Die Begegnung mit Landschaften, Wind und Wetter beeindruckt mich und lässt mich immer wieder
staunen.
Der Aufenthalt an einem einsamen See in Schweden führte mich zu diesem Naturgedicht :
Gegenwart
Dunkle Bäume, hoch und still.
Luft, die nichts bewegen will.
Wasser, gläsern, unberührt,
das das Licht in Bahnen führt.
Niemand, der die Stille stört,
nichts, was nicht hierher gehört.
Zukunft und Vergangenheit
werden hier zu einer Zeit
ganz besondrer Art.
Gegenwart.
©Renate Eggert-Schwarten
Inspiriert durch einen herrlich warmen Februartag entstand das folgende Gedicht:
Frühlingsahnen
Der letzte Schnee liegt auf den Wegen,
blassgrau, das Weiß ist längst bedeckt
von Abgasnebeln, saurem Regen
und was sonst noch im Wetter steckt.
Handschuhe liegen auf Garderoben,
die Mützen wandern aufs Regal,
jetzt nicht den Tag vorm Abend loben -
trag wenigstens den leichten Schal!
Die Sonne zeigt seit langen Wochen,
dass doch noch Feuer in ihr steckt,
ihr Strahlen wirkt noch leicht gebrochen,
der Wasserhahn am Schuppen leckt.
Eiszapfen fangen an zu tauen,
Verfestigtes gerät in Fluss,
Schneeglöckchen zeigen Gottvertrauen,
weil einer ja beginnen muss.
Die Nase wittert feuchte Erde,
Geruch, der fast vergessen war.
Ach, dass es doch bald Frühling werde!
Noch ist es leider Februar.
©Renate Eggert-Schwarten
Vielleicht haben Sie eine ähnliche Situation, wie ich sie in den nächsten Zeilen beschreibe, schon selbst erlebt?
Überraschung
Ich wache auf, es ist so still –
welch ungewohntes Hören!
Mein Atem geht ganz vorsichtig,
als wolle er nicht stören.
Von draußen dringt kaum ein Geräusch
durch meine Jalousien,
es klingt, als ging' die ganze Welt
in weichen Mokassin.
Ein Hörsturz und jetzt bin ich taub?
Das würde viel erklären,
doch warum kann ich dann so klar
das Weckerticken hören?
Ein Super-GAU? Die Welt ist hin.
Ging unter heute Nacht.
(Und ich blieb völlig unversehrt,
bin nicht mal aufgewacht?)
Was es auch ist, ich will es sehn,
spring auf, prell mir den Zeh.
Schau raus, stell fest: alles noch da.
Nur eingepackt in Schnee.
©Renate Eggert-Schwarten
Gedichte sind Geschenke,
sie fallen Vers für Vers,
grad wenn ich nicht dran denke,
durch meinen Kopf ins Herz.
Nicht ich hab sie geschaffen,
sie waren immer schon,
sie haben nur geschlafen
im großen Wörterstrom.
Ich hebe sie hervor
und lausche ihrem Singen
mit aufmerksamem Ohr,
bis Verse dann erklingen.
Was unter meinen Händen
so Stück für Stück entsteht,
das will ich weitersenden,
damit es Freude sät.
Ich will es nicht behalten,
es ist mein eigen nicht,
ich will es nur entfalten,
dieses Geschenk, Gedicht.
©Renate Eggert-Schwarten