Humorvolles fliegt mich immer wieder einmal in den unterschiedlichsten Momenten an.
Erleuchtet?
Ich wär‘ so gern erleuchtet,
erleuchtet lebt sich’s leicht,
weil, wenn man erst erleuchtet ist,
der Stress vollkommen weicht.
Man lässt, wenn man erleuchtet ist,
das Leben schlicht „geschehen“
und kann, selbst wenn es haarig wird,
noch Sinn in allem sehen.
Erleuchtet ist man meistens still,
ganz ruhig und bescheiden,
man will nichts, braucht nichts, sitzt nur rum,
lässt sich dabei beneiden.
Sehr schön ist am Erleuchtet Sein,
dass man die Angst vergisst,
weil alles, was im Jetzt geschieht,
gerade richtig ist.
Ach, wäre man erleuchtet!
Kein Bangen mehr, kein Schrecken!
Im Außen und im Innen wär
kein Leid mehr zu entdecken!
Man wäre quasi kugelfest.
Immun, geschützt, gefeit.
Man wär‘ in alle Ewigkeit
vom Leben selbst befreit.
©Renate Eggert-Schwarten
Dieses lustige Gedichte entstand auf einer Reise durch das schafreiche Wales beim Blick aus dem Autofenster:
Schafschlafgedicht
Mein kleines Schaf,
es blökt im Schlaf.
Was schlimmer ist:
es stinkt nach Mist.
Das Blöken konnt’ ich ihm abgewöhnen,
jetzt pflegt es im Schlaf nur noch leise zu stöhnen,
doch der strenge Geruch
trotzte jedem Versuch.
Ich wusch es mit Rei, Persil und Perwoll,
nun hat es vom Baden die Nase voll.
Wenn ich in der Wanne das Wasser aufschäume,
ist mein Schaf schon längst über sämtliche Zäune.
Es ist, wie es ist,
ich sehe es ein:
meine Schaf bleibt auch
in Zukunft ein Schwein.
©Renate Eggert-Schwarten
Flugangst
Wie gern flög ich nach Mexiko,
Tahiti und Hawaii,
wie gern säh ich die Welt mir an,
ganz unbeschwert und frei.
Doch leider, leider geht es nicht,
wie groß mein Wunsch auch sei,
denn wenn ich nur ans Fliegen denk,
krieg ich schon Angst dabei.
Ich würd ja gern, doch wag ich’s nicht,
mir wird die Brust schon eng,
wenn ich im großen Menschenpulk
mich auf der Gangway dräng.
Ich hab’s versucht mit Alkohol,
Valium und Ginseng,
die ersten Zwei vertrag ich nicht,
das Letzte schmeckt zu streng.
Wenn ich von fernen Reisen hör,
erwacht in mir der Neid,
ich fühle mich erbärmlich dann
und tu mir selber leid:
für andre geht’s ans Rote Meer,
ist es mal Urlaubszeit,
ich komm mit meinem Caravan
nicht annähernd so weit.
Die Tiere fremder Länder wie
Nashorn und Elefant,
sie waren, sind und bleiben mir
aus Büchern nur bekannt.
Im Zoo von Hagenbeck sind sie
zwar auch recht imposant,
doch säh ich sie viel lieber noch
in ihrem Heimatland.
Es ist mein Kreuz, ich trag’s nicht gern,
die Angst vor jedem Flug,
ich habe schon seit längerem
von dieser Angst genug.
Ich hoffe, sie verflüchtigt sich
mal wie ein Geisterspuk,
solang sie mich jedoch noch quält,
fahr ich wohl weiter Zug.
©Renate Eggert-Schwarten
Es folgt ein Gedicht, das meine Erlebnisse auf Sri Lanka während einer Ayurvedakur schildert.
Ayurveda
In Deutschland ist es Winter.
Es ist der erste Schnee da.
Jetzt ist die ideale Zeit
für Kur, für Ayurveda.
Wir fahren nach Sri Lanka,
das ist schön übersichtlich.
Dort nimmt man Ayurveda
und seine Gäste wichtig.
Kaum angekommen werde ich
dem Doktor vorgeführt,
der mich sogleich am Handgelenk
ganz vorsichtig berührt.
Mein Dorsha will er dort erspür’n,
ob Vatta, Pitta, Kapha.
Wenn’s feststeht, weiß er ganz genau
„from which disease I suffer“.
Das alles fühlt der Mann am Puls.
Es ist ein Phänomen!
Bei uns muss man für Diagnosen
durch Mikroskope sehn.
Und gleich darauf geht’s auch schon los:
die erste Ölung winkt.
Massage, wunderbar synchron,
obwohl – das Öl, es stinkt...
Nun ja, nach ein paar Tagen
hab ich mich arrangiert.
Es kann nicht alles duften,
Hauptsache ist, es schmiert.
Gesicht-, Kopf-, Fußmassagen,
mal sanft, mal intensiv,
bis ich wie ein Stück Thunfisch
aus der Konserve trief.
Bald sprießen rote Pusteln
aus meiner weißen Haut.
Der Doktor meint lakonisch:
„just poison coming out“.
Dazu gibt’s “special treatment”,
ein jeder kriegt das Seine,
zum Beispiel Nasenspülung,
ich kriege zum Glück keine.
Was uns besonders gut tun soll,
ist Medizin aus Kräutern.
In Pillen-, Pasten-, Pulverform,
auch flüssig, soll sie läutern.
Das tut sie auch, denn wer sie nimmt,
schaut sofort himmelwärts.
Ist’s Dankbarkeit? Stilles Gebet?
Mir geht der Blick ans Herz.
Der Gipfel aller Medizin
ist ein Glas Rizinus.
Ab jetzt geh ich nicht mehr zum Klo
weil ich will, sondern muss.
So etwa nach fünf Tagen
gibt es die höheren Weihen,
nun lassen sie uns endlich
den Stirnguss angedeihen.
Und wieder ist es Öl,
das uns die Heilung bringt,
das uns grün, warm und fettig
bis in den Nacken rinnt.
Danach heißt es strikt: ruhen!
Die Augen zugemacht!
Im Außen wird nichts mehr beguckt,
im Innen nichts gedacht.
Entspannt auf meiner Liege
geb ich die Witwe Bolte
mit einem weißen Kopftuch,
das ich nie tragen wollte.
Gemach – bei allen andern
sieht’s nicht viel besser aus,
und keiner bricht, wenn er mich sieht,
in lautes Lachen aus.
So liege ich und lausche
dem weiten Ozean,
der mir mit jeder Welle
erzählt, woher er kam.
Wahrscheinlich ist dies Glück,
kommt es mir in den Sinn.
Und stillvergnügt entspann ich mich
und freu mich, dass ich bin.
©Renate Eggert-Schwarten
Ganz wie Goethe
Ich ging auf dem Wege
so für mich hin,
und nichts zu suchen,
das war mein Sinn.
Da plötzlich sah ich
ein Pinselchen liegen
mit kräftigen Borsten,
die konnte man biegen.
Ich wollt’s liegen lassen,
da sagte es fein:
„Nimmst du mich mit,
dann wird’s dich nicht reun.“
Da hob ich es auf
und trug es nach Haus.
Dies stellte sich bald
als Geniestreich heraus.
Sobald ich es führte
mit eigener Hand,
ergossen sich Verse
in meinen Verstand.
Seit ich diesen Einfalls-
pinsel besitze,
sind meine Gedichte
einsame Spitze.
©Renate Eggert-Schwarten
Gedichte sind Geschenke,
sie fallen Vers für Vers,
grad wenn ich nicht dran denke,
durch meinen Kopf ins Herz.
Nicht ich hab sie geschaffen,
sie waren immer schon,
sie haben nur geschlafen
im großen Wörterstrom.
Ich hebe sie hervor
und lausche ihrem Singen
mit aufmerksamem Ohr,
bis Verse dann erklingen.
Was unter meinen Händen
so Stück für Stück entsteht,
das will ich weitersenden,
damit es Freude sät.
Ich will es nicht behalten,
es ist mein eigen nicht,
ich will es nur entfalten,
dieses Geschenk, Gedicht.
©Renate Eggert-Schwarten