Poetisches zum Thema Covid 19, Corona, Pandemie - geht das?
Das Leben mit den Einschränkungen durch das Coronavirus verlangt uns eine Menge ab und polarisiert die
Gesellschaft. Im ersten der Coronagedichte befasse ich mich humorvoll mit den Gefühlen, die durch den Lockdown enstehen.
Besser
Nichts zu lachen hier zurzeit,
auch nicht anderswo.
Jeder Tag gleich lang und breit
und wie ein Griff ins Klo.
Wird es morgen anders werden,
wird es besser sein?
Liebe Leute hier auf Erden,
ziemlich sicher: nein.
Besser wird es erst am Ende,
ganz wie im Roman,
erst am Ende kommt die Wende
und die Rettung an.
Bitte nicht das Handtuch werfen,
die Flinte nicht ins Korn!
Wir haben alle blanke Nerven,
sind hilflos, voller Zorn.
Begegnungen sind grade rar,
und Besserung kaum in Sicht,
im Tunnel ist es dunkel, klar,
doch hinten sieht man Licht.
Berührung geht auch mit Distanz
durch Reden, Lesen, Schreiben,
der Mensch braucht schließlich Resonanz,
um halbwegs froh zu bleiben.
Man kann im Geist die Hand sich reichen,
und jede(r) ist gestützt.
Auch wenn wir viele Pläne streichen,
wer weiß, wozu es nützt?
Ich streue meine Zuversicht
zwar in gereimte Zeilen,
doch nötig ist hier kein Gedicht,
nur ganz prosaisch: Teilen!
©Renate Eggert-Schwarten
Das zweite Gedicht schrieb ich lange vor dem Eintritt der Corona Pandemie. Es ist urspünglich nicht als "Coronagedicht" verfasst worden, passt aber in diese
Pandemiezeit. Auf meiner Seite "Nachdenkliches" wurde es bereits abgedruckt. Angesichts der Diskussion um die Frage "Impfen
oder nicht" fiel mir auf, dass von beiden Seiten oft schwarz-weiß gedacht und argumentiert wird. Deshalb zähle ich dieses Gedicht Schwarzweiß ebenfalls zu den Coronagedichten und
wiederhole es hier.
Schwarzweiß
So ist es nun einmal:
das Leben ist dual.
Wer kalten Kaffee kriegt, der weiß,
er mag den Kaffee lieber heiß,
wenn wir das Hässliche erspäh‘n,
erscheint uns Hübsches plötzlich schön,
erst in der Wüste merke ich:
auch Regen hat etwas für sich.
Und welchen Schluss zieht man nunmehr?-
Kein Ding kommt ganz allein daher.
Ihm folgt – das hat Methode –
sogleich sein Antipode.
Wodurch ein Urteil einfach wird,
auch wenn man sich dabei oft irrt…
©Renate Eggert-Schwarten
Gedichte sind Geschenke,
sie fallen Vers für Vers,
grad wenn ich nicht dran denke,
durch meinen Kopf ins Herz.
Nicht ich hab sie geschaffen,
sie waren immer schon,
sie haben nur geschlafen
im großen Wörterstrom.
Ich hebe sie hervor
und lausche ihrem Singen
mit aufmerksamem Ohr,
bis Verse dann erklingen.
Was unter meinen Händen
so Stück für Stück entsteht,
das will ich weitersenden,
damit es Freude sät.
Ich will es nicht behalten,
es ist mein eigen nicht,
ich will es nur entfalten,
dieses Geschenk, Gedicht.
©Renate Eggert-Schwarten