Weihnachtsgedichte gehören zum Fest wie Weihnachstbaum und Naschwerk.
Es gibt viele schöne Weihnachstgedichte, die wir zum Teil auswendig hersagen können.
Hier biete ich Ihnen nun ein paar neue Gedichte zum Weihnachstfest an.
Ein Adventsgedicht macht den Anfang. Es fiel mir am zweiten Adventssonntag während der Cornonazeit ein, als die Adventszeit recht düster schien...
Hier ein romantisches, besinnliches Weihnachtsgedicht:
Weihnachtszauber
Weihnachten: das Fest der Lichter
und der leuchtenden Kindergesichter.
Am schönsten ist Weihnachten, wenn es schneit,
die Welt wird so still und der Himmel so weit.
Das Firmament spannt sich über den Dächern
wie ein dunkler Vorhang mit winzigen Löchern.
Die Kamine malen mit ihrem Rauch
graue Nebelgestalten und der Atem auch.
Weihnachtssterne im Fenster und Kerzen an Bäumen
laden ein zur Besinnung und zum Träumen.
An solch einem Abend erscheint uns die Welt
wie frisch aus dem Katalog bestellt.
©Renate Eggert-Schwarten
Weihnachtsbotschaft
Die Nächte lang, die Tage früh im Dunkeln,
wir sehnen uns nach Licht, doch nur die Sterne funkeln.
Dezember steht ganz oben in Kalendern,
die, wie es scheint, die Jahre zählen und sich doch nie verändern.
Der immer gleiche Kreis des Lebens schließt sich hier, in dieser Zeit.
Es geht etwas zu Ende, und auch der Anfang ist nicht weit.
Die Weihnachtsbotschaft kommt als neugeborenes Kind,
das sanft den Ort in uns berührt, wo wir selbst Kinder sind.
Hier wohnt die Freude, und sie spüren wir mit allen Sinnen.
jetzt kann das Neue auch in uns beginnen.
©Renate Eggert-Schwarten
Ein Weihnachtsgedicht über das Schenken, das an Weihnachten so viel Raum einnimmt.
Schenken
Jedes Jahr findet Weihnachten statt,
das ist seit Jahrhunderten Pflicht.
Unter den Lichtergirlanden der Stadt
sucht man und findet doch nicht,
was den Menschen zu schenken ist,
die unsere Nächsten sind,
weil jeder und jede fast alles besitzt,
ob Frau, ob Mann, ob Kind.
Wir geben uns Mühe, das ist klar,
doch unter dem steigenden Druck
nehmen wir irgendwann gar nicht mehr wahr,
zwischen Spielzeug und Schmuck,
was die Idee des Schenkens meint:
Vom Eigenen abzugeben.
Es ist dies Teilen, das vereint.
Im Glück, im Kummer, im Leben.
©Renate Eggert-Schwarten
Das folgende Gedicht ist mit einem Augenzwinkern geschrieben. Es ist eher ein Anti-Weihnachtsgedicht, doch vielleicht hat der eine oder die andere Vergnügen daran.
Weihnachtsblues
Das Fest ist auf den Hund gekommen,
sagt Tante Käthe.
Da wird man nur noch ausgenommen,
sagt Tante Käthe.
Ach, Weihnachten ist kein Genuss mehr,
sagt Tante Käthe,
dazu hab ich jetzt keine Lust mehr,
sagt Tante Käthe.
Es dreht sich alles nur noch um das Schenken.
Man sollte doch zum Fest an andre Dinge denken.
An Nächstenliebe beispielsweise zu den Armen,
doch der Konsum kennt ja bekanntlich kein Erbarmen.
Nein, im Advent geht man im Kaufgewühl fast unter,
und all das zieht mich jedes Jahr unheimlich runter.
Ich für mein Teil mach diesen Rummel nicht mehr mit:
ich fliege dieses Jahr zum Shoppen nach Madrid!
©Renate Eggert-Schwarten
Zum Abschluss eine kleine Geschichte in Versform. Dieses Weihnachtsgedicht kommt besonders bei kleinen Kindern gut an, die am Ende raten müssen, wer denn nun der Freund des Weihnachtsmanns ist.
Ein guter Freund des Weihnachtsmanns
Wie jedes Jahr hat der Weihnachtsmann
seinen Urlaub sehr genossen.
Er war an der See, hat getaucht und gesurft
und sich abends ein Bier eingegossen.
Im Sommer nimmt er den Bart ganz ab
und geht mit Bermudas zum Strand.
Er wird zum Glück so kahlrasiert
von niemandem erkannt.
Wenn er vom Surfen müde ist,
dann liest er dicke Romane,
liegt in der Sonne, denkt nicht ans Geschäft
und isst Erdbeereis mit Sahne.
Ab September lässt er den Bart wieder wachsen,
im November packt er die Sachen,
und Anfang Dezember fährt er zurück,
um die Weihnachtsarbeit zu machen.
Daheim angekommen geht er zum Stall,
inspiziert dort den Weihnachtsschlitten.
Danach striegelt er das alte Rentier,
es hat an der Trennung gelitten.
Das Tier ist im Sommer auf der Wiese
und hat es dort gut und schön,
und doch scheint es ist immer etwas gekränkt
beim ersten Wiedersehen.
Dieses Jahr ist es ganz und gar unversöhnlich,
es zeigt sich sogar renitent,
und tut, als ob’s nach der langen Zeit
den Weihnachtsmann gar nicht mehr kennt.
Und schlimmer noch, es schlägt sogar aus
mit dem linken Hinterfuß
und gibt dem verdutzten Weihnachtsmann
gehörig eins auf die Nuss.
Der stürzt zu Boden, ist ziemlich benommen,
sein Kopf fühlt sich an wie betäubt.
Inzwischen tut dem Rentier natürlich
der Schlag mit dem Huf längst schon leid.
Doch diese Reue nützt nun nichts mehr.
Geschehen ist geschehen.
Beim Stürzen ist auch noch das Bein gebrochen,
der Weihnachtsmann kann nicht mehr gehen.
„Wer soll jetzt die Arbeit machen?
Was wird aus all den Geschenken?
Die müssen doch rechtzeitig in jedes Haus,
und ich kann den Schlitten nicht lenken!“
Der Arzt kommt ins Haus, legt das Bein in Gips,
verschreibt dazu noch zwei Krücken
und rät, die nächsten fünf bis sechs Wochen
mit Lesen zu überbrücken.
„Ich lese“ erwidert der Weihnachtsmann
nur im Sommer und zwar am Meer!
Im Dezember habe ich Hochkonjunktur,
da muss ein Ersatzmann her!“
Zum Glück hat der Weihnachtsmann einen Freund,
der kennt sich mit Kindern gut aus,
er liefert ebenfalls einmal im Jahr
seine Gaben in jedes Haus.
Der Freund befindet sich grade im Urlaub,
für ihn ist es Ferienzeit,
doch ist er per Handy zum Glück zu erreichen
und gleich zur Hilfe bereit.
Er macht seine Sache wirklich gut
und pünktlich zur Weihnachtsfeier
findet jedes Kind unterm Baum die Geschenke
und wie seltsam: zwei bunte Eier!
©Renate Eggert-Schwarten
Ein Adventsgedicht, das während der Coronapandemie entstand:
Alles anders
Alles anders dieses Jahr,
Stimmung still und matt,
fühlt sich an, als ob die Welt
den Winterschlaf eingeführt hat.
In der Stadt die Straßen leer
nirgendwo Gesang
irgendwie apokalyptisch -
langsam wird mir bang.
Dunkelheit bricht schnell herein,
fällt auf jedes Haus
und in wenigen Minuten
sieht alles anders aus:
Lampen, Kerzen, Lichterketten
senden warmes Licht
aus dem Innen in das Außen -
Zeichen der Zuversicht.
©Renate Eggert-Schwarten
Gedichte sind Geschenke,
sie fallen Vers für Vers,
grad wenn ich nicht dran denke,
durch meinen Kopf ins Herz.
Nicht ich hab sie geschaffen,
sie waren immer schon,
sie haben nur geschlafen
im großen Wörterstrom.
Ich hebe sie hervor
und lausche ihrem Singen
mit aufmerksamem Ohr,
bis Verse dann erklingen.
Was unter meinen Händen
so Stück für Stück entsteht,
das will ich weitersenden,
damit es Freude sät.
Ich will es nicht behalten,
es ist mein eigen nicht,
ich will es nur entfalten,
dieses Geschenk, Gedicht.
©Renate Eggert-Schwarten