Gedichte zur Hochzeit

 

    

Die folgenden Gedichte sind für das Fest der Eheschließung, also der "weißen Hochzeit" gedacht. 

Die folgenden Verse sind geeignet, um einen Toast auf das Braupaar auszubringen. Die letzten Zeilen sollten direkt an das Brautpaar gerichtet werden, indem das Glas erhoben wird.

Ein Liebeserklärung an die Liebe

 

Wenn zwei sich lieben, wenn zwei sich finden,
wenn zwei bereit sind sich ewig zu binden,
dann nennen die einen solch Liebe blind,
weil sie selbst voller Zweifel und Misstrauen sind.

 

Andere Menschen aber sehen darin
Hingabe, Mut und Lebenssinn.
Zu dieser Sorte gehört offenbar
das vor uns stehende glückliche Paar.

 

Ihr habt Euch entschieden, Ihr habt Euch vermählt,
Ihr habt unter vielen einander erwählt.
Ihr gabt Euch die Hand, Ihr gabt Euer Wort,
Euer „Ja“ klingt noch nach wie ein schöner Akkord.

 

Möge der Himmel, der heut voller Geigen
hängt, auch in Zukunft sich strahlend zeigen,
möge das Leben gemeinsam gelingen,
möge Euer Akkord noch lange erklingen!

©Renate Eggert-Schwarten

Weise Worte aus der Bibel, dem Grundgesetz und von verschiedenen klugen Menschen habe ich in den folgenden Versen zu einem Hochzeitsgedicht zusammengefasst.

Hilfreiche Empfehlungen

 

„Einer trage des anderen Last“

und teile des anderen Freude,

erstaunlicherweise halbiert dies die Bürde

und verdoppelt die Freude für beide.

(Galater 6)

 

Das, was du liebst, das lasse frei.

Kehrt es zu dir zurück,

so ist es dein für alle Zeit,

das ist der Weg zum Glück.

(nach Konfuzius)

 

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“,

so steht’s im Gesetz geschrieben,

dieser Satz gilt auch für Menschen,

die einander lieben.

Die Achtung vor dem tiefsten Wesen

des Ich sowie des Du

gehört zu bleibendem Liebesglück

unabdingbar dazu.

(Artikel 1 Absatz 1 Grundgesetz)

 

Die Liebe allein versteht das Geheimnis

den andern zu beschenken,

ohne dabei von vornherein

an den eigenen Vorteil zu denken.

Und dennoch oder gerade deshalb

wird der Liebende erleben,

dass er selber reicher wird

durch sein freiwilliges Geben.

(nach Clemens von Brentano)

 

„Lasst die Sonne nicht untergehn

über eurem Zorn“,

denn sonst beginnt am nächsten Tag

der ganze Streit von vorn.

Deshalb, wenn ihr euch böse seid,

geht unversöhnt nie schlafen,

ihr tätet wahrscheinlich kein Auge zu

und würdet euch selbst nur bestrafen.

(Epheser 4)

 

„Spräch’ ich mit Menschen- und Engelszungen

und hätte der Liebe nicht...“,

so fiele, was immer ich könnte und wüsste,

nicht weiter ins Gewicht,

ich wäre, so heißt es an biblischer Stelle

nur tönendes Erz und klingende Schelle.

(1. Korinther 13)

 

„Glück ist Liebe, nichts anderes.

Wer lieben kann, ist glücklich.“

Der kurze Satz von Hermann Hesse

trifft es ganz vorzüglich.

 

In diesem Sinne erheb ich mein Glas:

möge Liebe das Glück mit sich bringen,

möge die Zukunft euch freundlich empfangen

und euer Leben gelingen! 

©Renate Eggert-Schwarten

Wer Lust hat, ein humorvolles Hochzeitsgedicht vorzutragen, liegt mit den nächsten Versen richtig:

Heiratsgründe

 

Es ist wahr, man kann allein
ohne weitres glücklich sein.
Doch so manches ist – ganz ehrlich –
wie ihr wisst, allein beschwerlich.

Das Schneiden der Nägel an rechter Hand
ist etwas, für das man die Ehe erfand.
Auch Sonnenöl reibt man allein
auf dem Rücken schwerlich ein.

Fürs Öffnen von Gläsern mit Vakuumverschluss
ist ein Ehemann schlechterdings ein Muss.
Er wiederum braucht sie zur Vermeidung
von falschen Krawatten bei festlicher Kleidung.

Ein Juckreiz zwischen Schulterblättern
kann einen ganz schön niederschmettern.
Man weiß genau, was einen quält:
es ist die dritte Hand, die fehlt.

Man reibt den Rücken mit Gespür –
zum Beispiel an der offnen Tür,
und doch ist das niemals so herrlich
wie fremdes Kratzen, sind wir ehrlich.

 

So ist die Ehe ein System,
das gleichermaßen recht bequem
ist für die Frau wie auch den Mann,
weil man sich wechselnd helfen kann.

Drum ist's ratsam, sie zu schließen
und den Komfort schlicht zu genießen,
den Zweisamkeit so mit sich bringt.
Nur eines gilt es unbedingt

dabei zu achten und bedenken,
man kann nicht nur sein Händchen schenken!
Man schenkt sich ganz mit Haut und Haar
und das gilt nicht nur für ein Jahr.

Nein, dieses gilt fürs ganze Leben,
zumindest soll man das erstreben...
Das heißt, man teilt für alle Zeit
Geld und Besitz, auch Glück und Leid.

Bei diesem Einsatz lohnt sich fast
Du holst Dir einen Feriengast
ins Haus statt einer langen Ehe,
bei der ich gar kein Ende sehe...

 

Was? Hör ich recht? Du liebst den Andern
und willst mit ihm durchs Leben wandern?
Und auch vergaß ich zu erwähnen,
man kann sich aneinander lehnen,

in harten Zeiten und in Krisen?
Zu zweit geht’s leichter, ist erwiesen?
Euch geht’s nicht um die dritte Hand,
Ihr seid von Liebe übermannt?

Nun, neben vielen andren Gründen,
warum sich zwei zusammen finden,
ist Liebe auch kein schlechter Grund
für einen festen Ehebund...

Zwar scheint es mir extrem verwegen
sich auf die Dauer festzulegen,
doch habe ich davon gelesen,
es gäbe ab und zu zwei Wesen,

die festgefügt zusammen stehen
in linder Luft wie Sturmes Wehen...


Wenn ich Euch anseh, wird mir klar:
genau Ihr zwei seid solch ein Paar!

©Renate Eggert-Schwarten

Das letzte Gedicht ist mein persönliches Favorit für den Hochzeitstag. Ich schrieb es für einen meiner Söhne und seine Frau:

Das große und das kleine Glück

 

Der Mensch, er träumt vom großen Glück,

es möge ihn ereilen.

Am besten gleich am Donnerstag

und ewig dann verweilen.

 

Nun wird für Kostbares wie Glück

zu allen Zeiten gelten,

es ist zum einen hochbegehrt,

zum anderen recht selten.

 

So jedenfalls erscheint es uns,

wenn wir die Zeitung lesen:

das große Glück ist immer grade

anderswo gewesen.

 

Das große Glück trägt offenbar

sehr vielfältige Namen,

beim einen „Lotteriegewinn“,

beim anderen „Examen“. 

 

Bei Zweien, die sich zugetan,

heißt großes Glück „Verlieben“,

und tief in einem Kriegsgebiet

ist es ganz einfach „Frieden“.

 

Es ist egal, wie man es nennt,

eines bleibt immer gleich:

der, den es trifft, fühlt sich beschenkt,

beschwingt, verzückt und reich.

 

Alles scheint hell, alles scheint leicht,

alles kann jetzt gelingen,

die Welt – ein Farbfilm in 3-D,

leicht unterlegt mit Singen…

 

Der Zustand, er ist wunderbar,

doch bliebe er auf Dauer,

dann stieg der Puls, der Blutdruck auch,

der Körper würde sauer.

 

Deshalb – und nur aus diesem Grund –

zieht großes Glück stets weiter.

Es stößt uns zu, es stößt uns an

und ist nur Wegbereiter.

 

Wofür? - Nun, für das kleine Glück,

das wird oft übersehen,

dabei steckt das in allem drin,

im Fühlen, Schmecken, Gehen,

 

im Hochzeitfeiern, im Geschenk,

im Küssen, Lieben, Lachen,

im Händchenhalten, in Musik,

in Kunst, sogar in Sachen,

 

die uns viel abverlangen,

und unsre Grenzen zeigen,

wie Kinder Großziehn, Reifen, Altern,

Alleinsein oder Schweigen.

 

Das kleine Glück zu halten,

das ist das Meisterstück.

Der Mensch, dem das gelingt,

hat wirklich großes Glück.

©Renate Eggert-Schwarten